CO2COMPASS - Das Konzept
Kommunen sind der zentrale Ort, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens in die Tat umzusetzen. Die gute Nachricht: Viele Städte und Gemeinden sind bereits klimaaktiv. Sie haben Klimaschutzkonzepte entwickelt und setzen diese auch sukzessive um. Einige haben bereits den "Klimanotstand" ausgerufen und so deutlich gemacht, dass wir noch schneller handeln müssen als bisher. Denn die Zeit wird knapp.
Doch das aktuelle Klimageschehen zeigt: Wir brauchen eine neue Qualität im kommunalen Klimaschutz. Wir müssen konsequenter und auch effizienter handeln, um die Klimaziele überhaupt erreichen zu können. Es braucht einen Paradigmenwechsel und noch mehr Anstrengungen, die Klimagas-Emissionen von Haushalten, Gewerbe und Industrie deutlich zu reduzieren.
Die Initiative CO2COMPASS ist angetreten, Kommunen mit einem umfassenden Konzept auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen.
Fokus Gebäudeenergieverbrauch
Das Programm konzentriert sich zunächst auf den Wärme- und Stromverbrauch in Gebäuden von allen Beteiligten innerhalb der Kommune: Privathaushalte, Unternehmen sowie kommunale Einrichtungen. Hier bestehen große Potentiale, ein zunehmender regulatorischer Druck und gleichzeitig sind sämtliche Grundlagen für eine präzise Berechnung der Klimawirkung gegeben.
Für eine Transformation hin zur Klimaneutralität wird nicht allein auf Gebäude- und Heizungssanierung mit konsequent genutzten erneuerbaren Energien gesetzt, sondern auch die verwendeten Elektrogeräte, die Wohnraumbelegung und das Nutzungsverhalten miteinbezogen.
CO2COMPASS ermöglicht gleichzeitig, dass alle Daten vorliegen, die die Kommune für eine kommunale Wärmeplanung benötigt - mit für die einzelne Kommune reduziertem Aufwand.
Der Anwendungsbereich kann im nächsten Schritt auf die Mobilität erweitert werden.
Kommunales Klimazentrum
Eine neue kommunale Einrichtung für Gebäudeklimaneutralität ist Kern des Konzepts. Aufgabe des kommunalen Klimazentrums ist es, kommunale Klimaziele in individuelle CO2-Reduktionspläne zu überführen und Bürger:innen, Unternehmen sowie kommunale Stellen bei Auswahl und Umsetzung von zielführenden Maßnahmen zu unterstützen. Gleichzeitig koordiniert das Klimazentrum die Datenerhebung und Auswertung der Energieverbräuche und der damit verbundenen Emissionen für ein Maßnahmenmonitoring, um sicher zu stellen, dass der gewünschte Effekt auch erreicht wird. Für größtmögliche Datensicherheit und Vergleichbarkeit bietet CO2COMPASS hierfür Hilfestellung mit einer zentralen Datenerfassung und -auswertung.
In die Arbeit der kommunalen Klimazentren werden engagierte Bürger:innen und lokale nachhaltige Unternehmen einbezogen, denn nur gemeinsam ist die Herausforderung des kommunalen Umbaus zu meistern.
Zielsetzung und Instrumente
Die Kommunen legen jährlich reduzierte Jahreszielwerte für die CO2-Emissionen fest und rechnen um, was das für die gebäudebezogenen Emissionen jedes/jeder Bürger:in und jedes Unternehmens bedeutet. Sie sind vom Pariser CO2-Budget abgeleitet und führen in 2035 auf Null-Emissionen.
Das kommunale Klimazentrum hilft bei der Auswahl sowie Umsetzung von Maßnahmen zur Zielerreichung und wertet mit Hilfe der Infrastruktur von CO2COMPASS die jährlichen Energieverbräuche (Strom und Wärme) und die damit verbundenen CO2-Emissionen aller Gebäude aus. Im Wohnbereich werden die Emissionen pro Kopf umgelegt, wodurch soziale Aspekte und Klimagerechtigkeit wesentlich besser abgebildet werden.
Die Arbeit des Klimazentrums kann über eine Gebühr finanziert werden. Wer über dem kommunal festgelegten jährlichen Emissionsbudget liegt, zahlt dann einen Anteil vergleichbar mit der Müllgebühr. Denn die Leistungen des Klimazentrums kommen den Gebührenzahlenden direkt zu Gute. Die Entscheidung über Einführung und ggf. Ausgestaltung einer Gebühr obliegt jeder Kommune selbst.
Sie haben direkt Detailfragen oder grundsätzliche Bedenken?
Die wichtigsten haben wir in den FAQ beantwortet.
Die Aufgabe der Klimazentren ist es, die Bürger:innen sowie die Gemeindeangestellten zu befähigen, den Umbau aller Gebäude innerhalb der Kommune entsprechend den gemeinschaftlich gesetzten Zielvorgaben zu realisieren. Dafür stehen sie mit Know-how zur Verfügung und koordinieren das zivilgesellschaftliche Engagement.
Gleichzeitig überwachen sie das Fortschreiten des Prozesses, indem die jährlichen Energieverbräuche (in der Regel Strom, Gas oder Öl) und die damit verbundenen CO2-Emissionen ausgewertet werden.
Für jedes Gebäude, jeden Haushalt, bei dem die Emissionen pro Kopf über dem Jahreszielwert der Kommune liegen, erstellt sie jährlich einen individuellen CO2-Reduktionsplan (Sanierung Gebäude, Heizung, Elektroverbraucher, erneuerbare Strom- und Wärmeproduktion, Nutzerverhalten).
Auf diese Weise wird für die Nutzer:innen direkt ersichtlich, welche Schritte sie gehen können, um den Zielwert zu erreichen. Für alle Fragen zur Umsetzung ist das Klimazentrum erster Ansprechpartner und unterstützt bei technischen, finanziellen oder administrativen Aufgaben, sozusagen als “One Stop Shop”.
Für diese Serviceleistungen kann eine Gebühr erhoben werden. Ob und wenn ja welche Gebühren es geben soll, legt jede Kommune selbst fest. Beispielsweise kann die Gebühr umso geringer sein, je näher die Emissionen eines Haushalts oder Betriebs beim kommunalen Jahres-Zielwert liegen. Bei Erreichen des jährlichen Zielwerts besteht dann Gebührenfreiheit, und selbstverständlich auch bei finanziell schlechter gestellten Nutzer:innen der CO2-Reduktionspläne. Zudem kann die Kommune bei Zielerreichung eine besondere Anerkennung übergeben.
Das Klimazentrum kann von Städten alleine, z. B. mit einer kommunalen Energieagentur, und von kleineren Gemeinden in einem Zweckverband betrieben werden.
Mit diesem Konzept kann eine zielgerichtet unterstützte Sanierungswelle ausgelöst werden, die ihrerseits neue Angebote z. B. für Contracting oder serielle Sanierung ermöglicht. So kann Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2035 erreicht werden.
Unterstützung und Werkzeuge
Die Transformation zur Klimaneutralität stellt eine Vielzahl an Aufgaben und Herausforderungen an die Kommune. Teilweise werden diese bereits per Gesetz verpflichtend gefordert, wie beispielsweise durch die Novelle des Klimagesetzes in Baden-Württemberg. Dafür gibt es Leitfäden, aber bislang keine belastbare Struktur für die konkrete Umsetzung. Das CO2COMPASS-Programm bietet den Kommunen Hilfestellungen im Bereich Know-How, Datenauswertung sowie Koordination und Öffentlichkeitsarbeit. Dafür werden Synergien zwischen den Kommunen wie auch bestehenden Einrichtungen wie Energieagenturen geschaffen.
Alle profitieren
Bürger:innen
- Geringere Energiekosten
- Reduzierte Energieverbräuche von Bürger:innen und Gewerbe insbesondere für Wärme und Strom
- Erhöhte Lebensqualität
- Gutes Zusammenleben
- Aktive und zusammenwirkende Beteiligung der Bürger:innen aller Bevölkerungsgruppen sowie des Gewerbes
Wirtschaft
- Projekte in Zukunftsbereichen
- Rahmenbedingungen, die private und öffentliche Investitionen auslösen für CO2-vermeidende Technologien und Maßnahmen
- Machbarer Umbau für Wettbewerbsvorteil
- Berücksichtigung unterschiedlicher Ausgangslagen von Unternehmen bei der Umstellung auf klimaneutralen Betrieb
Gesellschaft
- Sicherheit gegen Rohstoffkrisen
- Eine Energieversorgung, die auf 100 % erneuerbaren, vorzugsweise lokal/regional erzeugten Energien beruht
- Berücksichtigung der sozialen Gerechtigkeit
- Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung
- Umsetzung der 1,5°C-Klimaschutzziele
Ziel von CO2COMPASS ist die Klimaneutralität bis 2035. Ein engagiertes Ziel angesichts der tatsächlichen Klimagasemissionen in Stadt und Land. Es ist aber ein Ziel, das wir unbedingt erreichen müssen, wenn wir unseren Lebensraum für künftige Generationen erhalten wollen.
Das Klimazentrum in 5 Stichworten
- Es zeigt allen Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen auf, wie sie in ihren Gebäuden schrittweise klimaneutral leben und arbeiten können - und macht ihnen darauf Lust.
- Es bündelt als One-Stop-Shop verfügbares Wissen und Angebote und unterstützt dabei, diesen Weg konkret einzuschlagen.
- Es begleitet kontinuierlich auf dem Weg zur Klimaneutralität und garantiert durch Monitoring, dass der geplante Effekt auch erreicht wird.
- Es wird mitgestaltet von den Bürger:innen und Unternehmen mit dem gemeinsamen Ziel: klimaneutral bis 2035.
- Es wird finanziert durch alle Bürger:innen und Unternehmen mit einer vom CO2-Ausstoß abhängigen Gebühr – falls sie die Dienste benötigen und nicht bereits die jährlichen Klimaziele erreichen.
Infrastruktur für Datenerfassung und Auswertung
Insbesondere die flächendeckende Erfassung valider Verbrauchsdaten stellt eine große Herausforderung dar. Dabei liegen prinzipiell alle benötigten Informationen für die präzise Berechnung der Emissionen aus Strombezug und Gebäudewärme bereits vor - per Versorgerrechnung oder Betriebskostenabrechnung.
Valide Datenübermittlung per QR-Code
Für alle Energielieferungen sind die Verbraucher:innen verpflichtet, die im vergangenen Jahr bezogenen Mengen mit Nachweis (Rechnungen) der Kommune bzw. dem beauftragten Abrechnungsdienstleister mitzuteilen. Um dies möglichst niederschwellig und automatisiert zu gestalten, wird im Rahmen des CO2COMPASS-Programms ein QR-Code definiert, den sämtliche Energieversorger von Stromanbieter bis Heizöllieferant auf ihren Rechnungen aufbringen können. Der Code enthält die benötigten Daten und wird automatisiert eingelesen. Verbraucher:innen, die Rechnungen mit QR-Code einlesen oder beim Klimazentrum einreichen, können einen Gebührennachlass bekommen. Dies und die Güte des Energieträgers (geringe zertifizierte CO2-Äquivalente) stellen somit einen Kundenvorteil dar und können dazu führen, dass fortschrittliche Energieversorger ein Interesse daran haben, sich an dem Verfahren zu beteiligen. Parallel arbeitet CO2COMPASS daran, dass ein solcher QR-Code bundesweit gesetzlich geregelt und eingeführt wird.
Liegt kein QR-Code vor, so können die Verbrauchsdaten und die entsprechenden Abrechnungen zur Validierung über ein Portal eingereicht werden. Die Infrastruktur wird vom Datendienstleister von CO2COMPASS gestellt. Ähnlich wie bei von Kunden selbst abgelesenen Strom- oder Gaszählern, erfolgen Stichproben- und Plausibilitätskontrollen.
Gerade auch für Mietwohnungen eine gute Lösung
Auf die gleiche Weise geben Mieter und Wohnungseigentümer ihre Anteile am gemeinschaftlichen Verbrauch gemäß Nebenkostenabrechnung ein. Auch hier wird Hausverwaltern und Messdiensten das Aufbringen eines QR-Codes nahegelegt, da dies den Prozess stark vereinfacht und Fehlerquellen reduziert. Bei städtischen Wohnbaugesellschaften kann die Kommune dafür sorgen, dass der QR-Code praktiziert wird. Auch hier kann mit Anreizen für die Einführung des QR-Codes geworben werden, beispielsweise ein Gebührennachlass für Wohnbaugesellschaften und Vermieter, gegebenenfalls auch gekoppelt an das Einhalten eines Termins für den Versand der Abrechnungen.
Ohne QR-Code werden hier in der gleichen Weise die Verbräuche in ein Portal eingegeben und die entsprechenden Nachweise hochgeladen.
Alternativ besteht für sämtliche Verbräuche und Nachweise die Möglichkeit der persönlichen Abgabe von Rechnungskopien und Nebenkostennachweisen im Klimazentrum.
In einem zukünftigen Schritt könnten die Verbraucher:innen ihre Energieversorger und Messdienste beauftragen, die Daten für sie dem Klimazentrum bzw. dem beauftragten Dienstleister direkt mitzuteilen.
Ein motivierender Kompass
Begleitet wird das Programm von einer Monitoring-App, die für jeden teilnehmenden Haushalt, jedes teilnehmende Unternehmen sowie kommunal betriebene Gebäude und Betriebe die eigenen Emissionen transparent macht.
Die Erfassung – wahlweise manuell oder automatisiert – ist freiwillig und erfolgt unter hohem Datenschutz. Sie ermöglicht einen schnellen Überblick über den eigenen Fußabdruck, veranschaulicht so wirkungsvolle Maßnahmen unmittelbar und lädt zu Austausch und Vernetzung mit anderen Bürger:innen oder Betrieben ein.
Durch die motivierende Darstellung der gemeinsam erreichten Fortschritte schafft der CO2COMPASS ein klareres Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns und fördert Verantwortungsübernahme.
CO2COMPASS
per App wird der individuelle Verbrauch ermittelt
FAQ
Müll ist keine Privatsache
- Müll wird nicht mehr, wie im Mittelalter, auf die Straße gekippt
- Müll wird gesammelt, die abgeführte Menge erfasst (Nutzungspflicht)
- Die Entsorgung wird mit einer Müllgebühr berechnet
CO2-Ausstoß ist Müll, der unseren Planeten gefährdet
- Der CO2-Müll-Entsorgung sind klare Grenzen gesetzt
- Daher Vermeidungsservice statt Entsorgungsservice (Nutzungspflicht)
- Hierfür – wie für Müll: Erfassung der Menge und Gebühr für Service
CO2-Vermeidungsservice = Kommunales Klimazentrum